Bei dem, was
Tim O'Reilly als Web 2.0 bezeichnete, handelt es sich im Prinzip immer um Dienste, die für ihr Funktionieren auf den einzelnen Internetuser angewiesen sind. Alle diese Dienste nutzen die verteilte Intelligenz und Ressourcen der Webuser, um ihren Service anzubieten. Dies wurde erst durch die zunehmende Verbreitung von Breitbandanschlüssen möglich(KEIN User hat Lust,längere Zeit auf eine Webseite zu warten, und verliert dann ganz schnell die Lust). Insofern handelt es sich nicht um
"Altes Web in neuen Tüten", wie Thomas Knüwer schreibt. Ein anderer Punkt, den Knüwer aufgreift, wird wohl jeder Seminarteilnehmer am eigenen Einfallsreichtum erlebt haben: Das ständige Ausdenken neuer Passwörter und Logins ist auf die Dauer extremst nervig, und da bisher ledier noch lange nicht alle Rechner mit einem biometrischen Zugangskontrollsystem (Fingerabdruck, Irisscan o.ä.) ausgestattet sind, wird auch der Punkt "Och nö, schon wieder son Scheiss" viele Nutzer von einem neuen Dienst abhalten. Aber eine langfristige Gefährdung des Booms ist dadurch nicht zu erwarten, da auch genug erfahrenere User wissen, wie sie ihre Passwörter entsprechend verwalten.
Es handelt sich hierbei also um ein praktisches Problem, das vielen Fachleuten einfach aus dem Blick gerät.
Das "Social Software" auf teils noch ganz andere Art als durch die Probleme, die zu ihrer Nichtnutzung führen, in das Leben eingreift: Manche Nutzer von Spielen wie
World of Warcraft verbringen so viel Zeit in der virtuellen Welt, dass sie den Bezug zu ihrer Umgebung vollkommen verlieren. An dem, was im
IT-Frontal-Blog beschrieben wird, fällt zuerst der massive Community-Gedanken auf, den die Nutzer damit verbinden. Diese Community verlagert sich von offline stattfindenden Events wie
LAN-Parties und
Linux-Installationsparties, die zumindest eine gewisse räumliche Nähe der Beteiligten als Grundvoraussetzung haben, immer mehr ins Internet, wo jeder einzelne das wie auch immer geartete Event auf seine Art begeht. Das besondere ist nun das Gemeinschaftsgefühl, das die Menschen damit verbinden, was ja auch in dem zitierten Beitrag erwähnt wurde.
Ein Punkt, den Tim O'Reilly gar nicht erwähnt, der aber auch in verschiedenen
anderen Beiträgen zum Thema Web 2.0 erwähnt wurde, ist die Interpretation von Web 2.0 als der Anlauf zur .com-Blase 2.0, in dem sich verschiedene Unternehmen gezielt auf eine Übernahme durch Google und Co. vorbereiten, und kein selbstständig lebensfähiges Geschäftsmodell entwickeln.
Wie Richard MacManus in seinem
Blog-Beitrag schreibt, hat sich der Begriff "Web 2.0" für Anwendungen aus diesem Bereich bei den Taggs von del.ici.ous noch nicht richtig durchgesetzt. Das Wort als solches ist also noch nicht richtig im Web angekommen. Dies lässt auch vermuten, dass viele Nutzer sich noch nicht mit entsprechenden Anwendungen auseinander gesetzt haben, und noch viele neue Nutzer entsprechende Dienste nutzen werden.
Der online und in verschiendenen Offline-Medien publizierende Journalist
Mario Sixtus versucht mit
seinem Artikel in der Zeit genau diese bisher noch nicht mit Blogs und Co. in Kontakt geratenen Nutzer in einer "akademischen, bildungsbürgerlichen Leserschaft" (Wikipedia,
Die Zeit) bewusst anzusprechen, und auf das Thema neugierig zu machen. Dazu gehört besonders die Plazierung in der Rubrik Wissen, und nicht im Feulleton, Leben oder Computer, da hiermit vermutlich eine andere Leserschicht angesprochen werden konnte, die sich bisher nicht mit dem Thema Web 2.0 auseinander setzte.
AndreasBreitbach - 21. Nov, 22:36